BEER: Antisemitismus auf der documenta15: Fatales Fehlverhalten der Verantwortlichen nicht hinter Kunstfreiheit verstecken
Angesichts der antisemitischen Vorfälle auf der diesjährigen documenta15 in Kassel und im Rahmen der heutigen (21.6. 22) Konferenz „European Jewish Association Annual Policy Conference“ in Budapest unter Teilnahme von EP-Vizepräsidentin Nicola Beer ( Renew, FDP) in ihrer Funktion als Sondergesandte des EU-Parlaments im Kampf gegen Antisemitismus erklärt die Sondergesandte:
„Angesichts der offenkundigen, völlig unverhohlenen Antisemitismus-Entgleisung in Kassel muss man annehmen, dass gesellschaftlich relevante Persönlichkeiten im heutigen Deutschland auf dem Auge der Bedrohung des Judentums, dessen unbedingter Schutz unsere historische Aufgabe ist, blind sein wollen. Der Ausstellung ging eine höchst intensive Debatte voraus, deren Brisanz und Deutlichkeit den Verantwortlichen unmöglich entgangen sein kann. Niemand kann sich hier hinter dem Recht der Kunstfreiheit verstecken: auch dieses Grundrecht gilt nicht absolut, die rote Linie zum Antisemitismus ist klar gezeichnet und lässt angesichts der international anerkannten IHRA-Definition keinen Raum für Interpretation.
In Kassel versagen beide Seiten in erschütternder Ignoranz: weder das indonesische Kuratorenkollektiv, noch Geschäftsführer oder Kulturfunktionäre wollten einschreiten, als das Werden der Ausstellung noch im Gange war. Das Werk dennoch auszustellen und damit Hass und antisemitische Hetze nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern selbst zu schüren, lässt schmerzliche Schlüsse über die Motivation zu. Deshalb ist ein sofortiges Abhängen des Exponats das Mindeste, um auf der documenta15 nicht noch mehr hässliche, antisemitische Spuren zu hinterlassen. Die Verantwortlichen müssen unverzüglich Spekulationen über ihre antisemitische Haltung selbst beenden und das Exponat entfernen, statt noch länger zuzuwarten und das fatale Fehlverhalten wegzudiskutieren. Der Status quo ist unerträglich und unverzeihlich, nicht nur in Deutschlands historischer Verantwortung im täglichen Kampf gegen den Antisemitismus.“