BEER: Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Jugend und Erinnern: Bildungsoffensive gegen das Vergessen

27.01.2022

Anlässlich des (27.1.2022) Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und als Vorsitzende der Parlamentarischen Arbeitsgruppe Gegen Antisemitismus (European Parliament Working Group Against Antisemitism, WGAS) erklärt Nicola Beer (Renew Europe, FDP):

„Siebenundsiebzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sehen wir bei jungen Menschen in der EU eine wachsende Wissenslücke über den Holocaust. Dies ist Anlass zur größten Sorge: Entgleitet uns die Jugend, entgleitet uns das Gedächtnis des Erinnerns und des Mahnens.

77 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist das Wissen über den Holocaust weltweit, auch in der EU, rückläufig. Laut einer Umfrage der Claims Conference wissen 57 % der Befragten in Frankreich und 56 % in Österreich nicht, dass sechs Millionen Juden im Holocaust getötet wurden. 

Jeder Tag gegen das Vergessen zählt: Die EU braucht eine umfassende, europaweite Initiative zur Förderung der Bildung über den Holocaust. Nicht nur, aber gerade auch im Europäischen Jahr der Jugend. Dazu gehören verbesserte Lehrpläne an Schulen und Universitäten, aber auch mehr Mittel und kommunikative Mechanismen, um wertvolles Wissen zwischen den Generationen erfolgreich zu vermitteln. Es ist unsere Verantwortung, die junge und die zukünftigen Generationen in der gemeinsamen Erinnerung nicht zu verlieren, sondern durch ganzheitliche pädagogische Arbeit die schrecklichsten und abscheulichsten Gräueltaten der Geschichte wach und wahrhaftig zu halten. 

Gleichzeitig sollten wir unsere Bemühungen gegen die Leugnung und Verzerrung des Holocaust in den Mitgliedstaaten sowie in Drittländern verstärken. In diesem Zusammenhang begrüße ich die gemeinsam von Israel und Deutschland vorgelegte Resolution der UN-Generalversammlung vom 20. Januar 2022, die „jede Leugnung oder Verzerrung des Holocaust vorbehaltlos zurückweist und die Mitgliedstaaten auffordert, zukunftsweisende Bildungsprogramme zu entwickeln mit den Lehren des Holocaust.“

Ich fordere alle EU-Mitgliedstaaten auf, die dies noch nicht getan haben, die Leugnung und Verzerrung des Holocaust unter Strafe zu stellen. Ziel aller EU-Institutionen muss es sein, die Leugnung und Verzerrung des Holocaust in den Mitgliedstaaten sowie in Drittländern stets aufs Schärfste zu verurteilen und alle Versuche zurückzuweisen, Nazi-Kollaborateure zu rehabilitieren und ihre Rolle bei den Verbrechen des Holocaust zu relativieren. Für eine ganzheitliche Erinnerungsarbeit muss die EU sich zudem verstärkt dafür einsetzen, die akademische Freiheit der Holocaust-Forschung zu fördern, frei von politischer Einflussnahme.